Diese Maßnahme war einseitig ausgerichtet auf die Herstellung der Durchgängigkeit für die wandernde Fischfauna. Alle weiteren wichtigen Funktionen eines Fließgewässers, wie die Schaffung von offenen Kies- und Sandbänken, von Uferabbrüchen oder von Kolken mussten dahinter zurück stehen.
Entsprechend bestätigte das Ergebnis unsere Befürchtungen: die im begradigten Hauptgewässer negativ bewertete starke Sohl- und Ufersicherung, die sehr starke Regulierung des Längsgefälles in einem unnatürlich tiefen Gewässerbett charakterisiert nun leider auch das mit hohem Material- und Kostenaufwand gebaute neue Nebengerinne. Eine gleichförmige Laufbreite, trapezförmige Ufer und die weitgehende Befestigung mit Wasserbausteinen bieten der Werse auch in ihrem Nebengerinne keine Möglichkeit, sich zu einem naturnahen Gewässer zu entwickeln.
Gleichwohl waren die Verlautbarungen in den hiesigen Lokalzeitungen euphorisch. "Die Werse steigt in ihr neues Bett“ und „Eine Umarmung der Natur" lauteten die Überschriften. Der Landrat wurde zitiert mit: "Wir schaffen ökologische Mehrwerte und verschönern mit solchen Projekten unsere Heimat. Wir bringen die Gewässer wieder in ihre natürliche Form zurück." So werden nicht nur Chancen für eine echte Renaturierung vertan, sondern der Bevölkerung werden wasserbautechnisch gesicherte Laufabschnitte als naturnahe Fließgewässer verkauft.
Erfreulicherweise ist dies aber eine der wenigen Maßnahmen im Kreis Warendorf, die derart naturfern gestaltet wurden.
Annette Brandenfels