BUND-Kreisgruppe Warendorf

Naturparadies gehört nun uns!

22. Juni 2022 | BUND, Lebensräume, Naturschutz

 (BUND Warendorf)

Man verlässt den Weg am Maisacker, überquert auf einem kleinen Holzsteg den Brüggenbach und steht mitten in einem lauschigen Mischwald. Der Boden ist übersät von Bärlauchpflanzen. Ein Knoblauchgeruch hängt in der Luft und munteres Vogelgezwitscher ist zu hören. Sofort packt dich die Lust weiter auf Entdeckungstour zu gehen, um das 6,5 ha große Naturparadies in der Bauerschaft Holtrup, südlich von Warendorf gelegen, zu erkunden.  Es ging Anfang 2022 in den Besitz des BUND über. Die Freude bei allen Aktiven der BUND-Kreisgruppe war groß, galt es doch zuvor noch einige bürokratische Hürden zu nehmen und sich zwei Jahre lang zu gedulden.

Wie kam es zu diesem Glücksfall? Der naturbegeisterte Vorbesitzer Hans Kichelmann bot der Kreisgruppe seine Fläche 2020 zum Kauf an, da er sie aus Altersgründen und Umzug nicht mehr betreuen konnte. Er selbst hatte dieses kleine Naturparadies eigenhändig aus Ackerland geschaffen. Um einen sinnvollen Beitrag zum Natur- und Artenschutz zu leisten, kaufte Hans Kichelmann vor über 30 Jahren 6,5ha Ackerflächen und Wald. Er widmete sich von da an nach seiner stressigen Arbeit als Ingenieur in seiner Freizeit dem Buddeln und Pflanzen, legte drei Teiche auf der Fläche an und pflanzte mehr als 2200 Bäume und Sträucher. Unterstützt wurde er dabei von seinem Bruder Peter. „Ich habe das aus dem Bauch heraus gemacht“, sagt er. „Und da wo ich nichts getan habe, ist es am schönsten geworden“, fügt er hinzu. So entstanden auf dem Ackerland eine seltene Vielfalt aus Wald, Gewässern, Wiesen und Offenlandbereichen. Selbstverständlich verzichtete er komplett auf Düngung und Pestizide. Da Hans Kichelmann sein Naturparadies nicht wieder unter dem Pflug sehen wollte, bot er das Land dem BUND zum Kauf an. Nicht zuletzt durch den unermüdlichen Einsatz unseres Vorstandsmitgliedes der BUND-Kreisgruppe Hiltrud Brüggemann und durch die Unterstützung von Dr. Jochen Behrmann, Geschäftsführer des BUND-Landesverbandes,  konnte die BUND-Naturschutzstiftung NRW mit Zuschüssen der Bezirksregierung Münster Anfang 2022 die Fläche erwerben.

Das strukturreiche Gebiet bietet einer großen Vielfalt von Pflanzen und Tieren Lebensraum. Hobbybotaniker Berthold Reichensperger kartierte in den vergangenen zwei Jahren mehr als 160 Pflanzenarten. „Das ist eine bemerkenswerte Artenvielfalt – und bei jedem Besuch kommt etwas hinzu“, schwärmt er. Auch viele Vogelarten fühlen sich auf dem Gelände wohl. Nachtigall, Waldlaubsänger und Baumpieper sind einige von ihnen. Und wer sich unbemerkt anpirscht, kann im Frühsommer sogar dem Quak-Konzert der Laubfrösche lauschen.

Rund 200 ehrenamtliche Arbeitsstunden haben Mitglieder der BUND-Kreisgruppe in den vergangenen zwei Jahren in die Pflege des Naturparadieses gesteckt. Besonders im Herbst, wenn die Wiesen vorwiegend in Handarbeit gemäht werden müssen, ist viel zu tun. „Aber es macht Spaß sich in dieser schönen Umgebung zu betätigen“, so eine Helferin. „Da fühlt man sich in eine komplett andere Welt versetzt – das beste Kontrastprogramm zum Alltagsstress“, ergänzt ein Helfer. Das sah auch Hans Kichelmann so, der sich freut, dass sein Herzensprojekt in seinem Sinne fortgeführt wird. „Ihr müsst nicht nur arbeiten, sondern auch genießen“, gibt er den Aktiven noch mit auf den Weg. Wer Lust hat, sich auch an den Pflegearbeiten und am Naturgenuss zu beteiligen, ist herzlich eingeladen. Über Verstärkung würden sich die Aktiven sehr freuen.

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