BUND-Kreisgruppe Warendorf

"Aufgetaucht": Zur Rückkehr des Fischotters im Kreis Warendorf

21. März 2019 | Flüsse & Gewässer, Lebensräume, Naturschutz

Zusammenfassung eines Vortrages der Dipl. Biologin Anja Roy anläßlich unserer Jahreshauptversammlung 2019 in Warendorf.

Fischotter (Lutra lutra) Fischotter (Lutra lutra)  (Anja Roy)

Einem europaweiten Trend folgend erobert der Fischotter nach ca. 50 Jahren Abwesenheit zunehmend seine ehemals angestammten Lebensräume in Nordrhein-Westfalen zurück. Eine langsame Wiederbesiedlung der gesamten Vielfalt aquatischer Lebensräume findet dabei nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa statt. Da ein Fischotter hochmobil ist und einen sehr großen Aktionsradius hat, ist im Kreis Warendorf nach ersten, zufälligen Nachweisen eine Wiederbesiedlung von Süden (Lippe) und Westen (Ems) zu erwarten.  

Aus diesem Grund lud der BUND Warendorf Anja Roy zur Jahreshauptversammlung ein. Bei einem spannenden und informativen Vortrag berichtete die Wildtierbiologin über Fischotter und deren Lebensweise:

Wichtigste Lebensraumfaktoren, die für eine Wiederbesiedlung durch den Fischotters erfüllt sein müssen, sind vor allem die Nahrungsgrundlage, das Vorhandensein von geeigneten Verstecken, ruhige Rückzugsräume für eine Jungenaufzucht sowie potentielle, gefahrlos zu passierende Wanderkorridore zu Land und zu Wasser. Die nachtaktiven Fischotter, die problemlos in einer Nacht 20 km zurücklegen können, sind bei der Rückeroberung ihrer Lebensräume recht anpassungsfähig und opportunistisch.  Allerdings stellen viele im Kreis Warendorf verbreiteten, strukturarmen Gewässer suboptimale Lebensräume dar, die alleine keine stabilen Populationen tragen. Vielfältige Uferstrukturen erleichtern den eleganten Wassermardern beispielsweise die Jagd, da sie gerne in den vorhandenen Strukturen ihre Beute aufstöbern. Sie nutzen dabei die ganze Bandbreite des  vorhandenen Nahrungsspektrums, welches neben Fisch (meist in Größen von unter 20 cm) vor allem aus  Amphibien, kleinen Säugetieren, Krebsen, Vögeln und Insekten besteht.

Infolge ihrer großen Aktionsräume und ihrer hohen Mobilität sind Fischotter vor allem durch den Straßenverkehr  gefährdet. Weitere Gefährdungsfaktoren sind die Zerschneidung von Gewässersystemen, naturferner Gewässerausbau, Reusenfischerei ohne Schutzgitter, Schadstoffbelastung der Gewässer, Schlagfallenjagd auf Nutria und Bisam, Verwechselungsgefahr mit der Nutria. Zum Schutz des Fischotters sollten zunächst  die direkten Verluste vermindert werden. Einfache Schutzmaßnahmen wie der Einbau von Reusenschutzgitter oder der Verzicht auf Nutria-Schlagfallen und offene Drahtkastenfallen sind dabei genauso wichtig wie eine bauliche Entschärfung potentieller Gefährdungspunkte im Straßenverkehr oder der Einbau von Passier-stegen (Bermen) bei Neu- und Umbauten von Brücken über Gewässern. Des Weiteren können  suboptimale Lebensräume durch Strukturverbesserungen aufgewertet werden, z.B. durch die Anlage von Uferrandstreifen und eine naturverträgliche Gewässerunterhaltung.

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